Sophiensaele Berlin, März 2019
Und was ist eigentlich lähmender – die Furcht vor einer Katastrophe mit Ansage oder die Einsamkeit und der Lärm des Nicht-Zuhörens?
Wir leben in Zeiten, in denen der Zustand der Welt und der Erde dringend nach Lösungen verlangt. Wir leben in dem Gefühl, dass keine Zeit mehr zu verlieren sei, denn wenn wir nicht jetzt handeln, dann droht unser ‚Haus’ in einer Flut untergehen oder von heißer, brennender Luft konsumiert zu werden. Ein anderes Gefühl betrifft das Zusammenraufen und das Gemeinsam-Lösungen-Finden. Mit den zu erwartenden Klimaveränderungen werden gewaltige soziale Verwerfungen prognostiziert: Ressourcen, Kapital, Privilegien, wie auch Umweltschäden und -kosten sind schon lange nicht gerecht verteilt. Weder zwischen Kontinenten noch zwischen Nationen, Gesellschaftsschichten oder Generationen.
Uns interessierten (neue) Wege und wir fragten was Beweglichkeit mit sich bringen würde: Vor dem Hintergrund eines apokalyptischen Grundrauschens, das für uns trotz allem mit dem Gefühl einhergeht, dass wir Menschen nur in unserer Vielfalt zu Kooperationen kommen können geht es uns aufgrund der vielen Konflikte, die neben einem bereichernden Austausch eben auch in der Vielfalt liegen, nicht immer nur um die eine neue Idee, die das Problem lösen wird und das Finden von immer neuen Lösungen auf alte Fragen. Mindestens genauso wichtig, wenn nicht wichtiger, ist in der Kooperation das gemeinsame Stellen, Formulieren und Umformulieren von Fragen und Antworten; das Teilen von Nicht-Wissen und von Unsicherheiten; das Hinhören, Ausprobieren und Scheitern. Zentral ist dann nicht mehr die Antwort auf das Drängende, sondern vielmehr die Resonanz, aus der gemeinsam Aussagen, aber auch Gesten und Handlungen formuliert und erneut befragt werden.
Trailer: hier
Choreografie/Regie: Gabi dan Droste, Martin Nachbar // Mit: Gaëtane Douin, Andreas Edelblut, Kaveh Ghaemi, Eva Günther, Zizi Nachbar / Niklas Schüler, Erik Leuthäuser, Jasper Frank / Hannah Pirot, Maria Wollny // Musik/Komposition: Erik Leuthäuser // Bühne: Sabine Hilscher, Andreas Edelblut // Kostüm: Sabine Hilscher
Am Ende bauen die sieben Schiffbrüchigen aus dem Sperrmüll eine Hütte. „So viel Holz, Baum, Wald, Regenwald. Scharniere, Holz, Planken, ein Dach, damit man sich wohlfühlen kann.“ Doch die Hütte hat Räder und ist eigentlich ein Schiff; eine fahrbare Insel, die alle gemeinsam steuern. Der Horizont ist weit. Und wohin auch immer die Reise geht, sie führt einen definitiv raus aus der Komfortzone absoluter Wahrheiten. (Christine Matschke, Land in Sicht? In: Tanzschreiber, 1. April 2019)
Eine Produktion von Gabi dan Droste und Martin Nachbar in Koproduktion mit FELD Theater am Winterfeldtplatz, FFT Düsseldorf, KinderTheaterHaus Hannover, TanzZeit Berlin und SOPHIENSÆLE. Gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds, die Landeshauptstadt Hannover – Kulturbüro und das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur. In Kooperation mit FRI-X BERG, Uferstudios und EDEN***** Studios. Mit Dank an Gabriel Galindez Cruz und die Kindertanzcompagnie Berlin von Sasha Waltz & Guests. Medienpartner: taz. die tageszeitung
Fotos: Dieter Hartwig ©